Halleluja! by Alba Johanna; Chorin Jan

Halleluja! by Alba Johanna; Chorin Jan

Autor:Alba, Johanna; Chorin, Jan [Alba, Johanna; Chorin, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Krimis, Thriller, Spionage
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-02-22T16:00:00+00:00


Vierter Tag

I

Giulia fühlte sich miserabel.

Der Champagner, der Wein, die Drinks an der Bar. Und ein Abschied von Abdullah, der herzlicher ausgefallen war, als sie beabsichtigt hatte. Sie sah auf ihr Handy: noch immer keine Nachricht von Francesco. Im Gehen zog sie ihr rotes Baumwollkleid über, vermied den Blick in den großen Spiegel im Flur, taumelte in ihre Küche, nahm ihre größte Bialetti-Maschine vom Haken und stopfte das Sieb randvoll mit Espresso. Sie fand ein letztes Streichholz, zündete die Gasflamme an – und setzte sich in Bewegung. Bis der Espresso gurgelnd durchgelaufen war, schaffte sie es genau bis zu Massimo, ihrem Giornalaio an der Piazza Farnese – und zurück. Ein starker Caffè und die Zeitung – und die Welt würde sich wieder richtig herum drehen.

Draußen auf dem Campo de’ Fiori drängelten sich bereits die ersten Hausfrauen, um noch vor der Mittagshitze frische Blumen, Artischocken und Puntarelle-Salat heimzuschaffen. Um Antonellas Stand hatte sich eine kleine Menschentraube gebildet. Ihre kräftige Stimme fuhr unheilvoll zwischen Auberginen und Zucchiniblüten, umkreiste Pampelmusen und Paprika und echote bis zu den stumpf glotzenden Schwertfischen vor der Buchhandlung.

«Blut. Blut. Überall war Blut. Heilige Mutter Gottes, hilf! Sie haben deinen Namen beschmutzt. Sünder! Mörder! Brennen werden sie.»

Giulia blieb stehen. Antonellas Gemüsestand war legendär. Ihre Gabe, Geschichten zu erzählen, aber auch.

«Unser verehrter Kardinal Rotondo war in Rot gekleidet. Wie es sich für einen Kardinal gehört.»

Antonella setzte eine ihrer großen Tomaten aus der Campagna vor sich auf das Schneidebrett.

«Aber er war krank, Maria, hilf, man merkte es sofort, ganz blass sah er aus. Zwei Priester mussten ihn stützen.» Sie griff sich zwei dünne Auberginen aus der Kiste.

«Er zitterte und atmete mühsam. Als ob er es geahnt hätte! Ein unschuldiges Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde.»

Sie klemmte die Tomate zwischen die Auberginen.

«Dann gingen sie die Stufen hinauf. Der Kardinal schwankte, er stolperte und fiel …»

Antonella ließ die Tomate los. Rund um ihren Stand hatte sich inzwischen das halbe Viertel versammelt. Selbst die beiden Gewürzhändler von nebenan hielt es nicht mehr hinter ihren Ständen.

«Über dem Altar, ihr wisst es ja, hing unser wunderbarer Engel, Dio, wie schön. Sein Kleid weiß und golden, die Lilien in seiner Hand – doch dann …»

Entschlossen packte Antonella die Kelle, mit der sie Oliven aus den Holzbottichen schöpfte, und ließ sie heruntersausen. Sie traf die Tomate: Roter Saft spritzte auf ihre Unterarme, ihre Schürze, ihr Gesicht. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern: «Er stürzte hinunter. Ungeheuer schnell. Überall war Blut. Blut!»

Sie schluchzte auf: «Und die Madonna weinte! Echte Tränen! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Der Herr ist mein Zeuge. Die Madonna weinte! Dio mio. Die Mörder werden brennen, wir werden es alle erleben …» Ihre Stimme versagte.

Giulia riss sich los. Ihre Zeitung. Der Caffè. Schnell lief sie an den Bars vorbei zur Piazza Farnese. Sie konnte es einfach nicht fassen: Rotondo war noch nicht einmal tot und wurde vom römischen Volk schon zum Märtyrer erhoben …

«Contessa …»

Massimo rappelte sich strahlend aus seinem grünen Holzhäuschen hoch und reichte ihr unaufgefordert die Repubblica. Giulia zögerte einen kurzen Augenblick



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